Erstes Bildungsministertreffen in der Geschichte der G20

Erstes Bildungsministertreffen in der Geschichte der G20

10.09.2018 in Jura & Lehre

Es war das erste Bildungsministertreffen in der Geschichte der G20, das in der vergangenen Woche unter argentinischer G20-Präsidentschaft in Mendoza stattfand.

Im Vordergrund des G20-Bildungsministertreffens standen der Austausch über die notwendigen Fähigkeiten und Kompetenzen für die (digitale) Arbeitswelt der Zukunft. Außerdem diskutierten die Teilnehmer über die internationale Zusammenarbeit in der Bildung.

Für Deutschland nahm der Parlamentarische Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung Thomas Rachel am ersten G20-Bildungsministertreffen teil. Rachel sagte anlässlich des Treffens: »Zum ersten Mal überhaupt gibt es einen Gipfel der G20-Bildungsministerinnen und -minister. Die argentinische Präsidentschaft sendet damit ein deutliches Signal, wie wichtig Bildung für die Zukunft der 20 größten Industrie- und Schwellenländer ist. Die G20-Bildungsminister sind sich unter anderem einig, dass in allen Ländern die Möglichkeiten für lebenslanges Lernen ausgebaut werden müssen, Mädchen und Frauen auf allen Ebenen den gleichen Zugang zu Bildung erhalten müssen wie Jungs und Männer und Bildung Grundlage und Schrittmacher für technologische und soziale Entwicklungen ist«.

Den Vorsitz des Treffens hatte der argentinische Bildungsminister Alejandro Finocchiaro. Im Anschluss an das Treffen haben die G20-Vertreter eine gemeinsame Erklärung verabschiedet. Darin wird beispielsweise folgendes gefordert:

  • Angemessene Förderung der Integration von digitaler Bildung, Informations- und Kommunikationstechnologie, Rechnen und Programmierkenntnissen innerhalb des Lehrplans.
  • Einführung und Erhalt einer geeigneten technologischen Infrastruktur an Schulen, sowohl in Städten als auch in ländlichen Regionen, begleitet von geeigneten pädagogischen Strategien für alle Schüler und Lehrer zur Gewährleistung gleicher Chancen für den Erwerb und die Nutzung digitaler Kompetenzen.
  • Stärkung der Nutzung von digitalen und e-Learning-Technologien, Online-Plattformen und Methoden zur Beendigung der digitalen Geschlechtertrennung.

Hier die vollständige Erklärung (in Englisch):
https://www.g20.org/sites/default/files/media/g20_education_ministers_declaration_english.pdf

Die Dokumente werden auch auf dem G20-Gipfel der Staats- und Regierungschefs im Dezember in Buenos Aires vorgestellt.

Zum ersten Mal überhaupt traf auch eine Gruppe aus führenden zivilgesellschaftlichen Organisationen (CSOs) aus der ganzen Welt mit dem Schwerpunkt Bildung am Rande des G20 zusammen, um mit Ministern sowie dem argentinischen Präsidenten Mauricio Macri zu beraten, wie die sich verschärfenden, weltweit herrschenden Bildungsprobleme gelöst werden können. Die Gruppe hat den G20-Ministern Papiere dazu vorlgelegt, wie motivierte und professionelle Lehrkräfte ausgebildet werden, welche Probleme es rund um Bildung, Gerechtigkeit und Inklusion gibt, wie die richtigen Qualifikationen von Jugendlichen für den zukünftigen Arbeitsmarkt gefördert werden und wie junge Menschen und soziale Netzwerke interagieren.

Die CSO haben sich ihr institutionelles Wissen häufig über Jahrzehnte angeeignet und verfügen über umfangreiche Erfahrung auf dem Gebiet; ihre Erkenntnisse könnten für die Minister ein großes Plus sein. Während die Minister für die Dauer kurzer Wahlzyklen verpflichtet werden und häufig kaum genügend Zeit haben, etwas zu erreichen, bevor sie eine andere Rolle übernehmen, bauen zivilgesellschaftliche Organisationen Jahr für Jahr über Jahrzehnte Fachkenntnisse auf.

In vielen Entwicklungsländern mangelt es an Lehrern und Einrichtungen — und selbst wenn sie vorhanden sind, lernen Schüler nicht die Fähigkeiten, die sie für die Zukunft benötigen. Die vernichtenden Statistiken sollten sich in unser Bewusstsein einbrennen. Es ist ein Skandal, dass im Jahr 2018  mehr als 260 Millionen Kinder weltweit nicht zur Schule gehen und von den 650 Millionen Kindern im Grundschulalter 250 Millionen noch nicht einmal grundlegende Kenntnisse erwerben. Wenn wir das nachhaltige UN-Entwicklungsziel einer hochwertigen Bildung für alle erreichen wollen, müssen wir bis 2030 69 Millionen Lehrer einstellen.

 

Hintergrund
Die G20-Gruppe ist seit 2008 das zentrale Forum für die internationale wirtschaftliche Zusammenarbeit der führenden Industrie- und Schwellenländer. Sie stimmen sich dort über die notwendigen wirtschafts- und finanzpolitischen Maßnahmen ab. Um globale Herausforderungen, wie Klimawandel und Gesundheitsepidemien, gemeinsam zu begegnen, werden auch diese Bereiche von der jeweiligen Präsidentschaft thematisiert. Zuvor hatten sich seit 1999 bereits die G20-Finanzminister und -Notenbankchefs regelmäßig getroffen.

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